Off Topic: Eine unbekannte Reise

Vielleicht liegt es am Wetter, dem Winter, oder an der Tatsache, dass wir bereits heute den ersten Advent haben. Weihnachten rückt immer näher, zumindest für diejenigen, die es „feiern“. Menschen liegen sich in den Armen und suggerieren, wie glücklich sie sind, während andere stillschweigend trauern. Es ist wohl das Yin-Yang des Lebens: des einen Freud ist des anderen Leid.
Es sind diese Tage, die mich immer wieder traurig stimmen und meine Aversion gegen Weihnachten erneut herauskramen. Ich weiß nicht, warum das so ist.
Das einzig Positive ist, dass sie mich manchmal zu Geschichten treiben, die ich aufschreiben möchte. So auch heute geschehen. Ohne weitere belanglose Worte zu schreiben, lass ich die folgende kleine Geschichte auf euch wirken.
Eine unbekannte Reise
von Heffa Fuzzel
Schneeflocken tänzeln vor meinen Augen. Sie geben mir Wärme in dieser Kälte. Ich weiß nicht, wie ich hier her kam und noch weniger, wohin ich will. Der Winter begrüßt mich mit seinem schönsten Lächeln. Meine Schritte knirschen im Schnee, als wollten sie die Nacht für mich noch ein wenig länger wach halten.
Die Straßenlaternen werfen Kegel aus orange-gelber Farbe, mit denen mein Schatten vergnüglich tanzt. Immer weiter tragen mich meine Füße voran. Ohne Ziel und ohne Navigation. Den Kompass habe ich schon längst verloren.
Die Stille der Welt umschließt mein Herz, während die Sekunden minütlich verstreichen. So viele Gedanken. Von überall her strömen die Worte in die Tiefe meiner Ohren, obwohl ihr Ton schon lange verstummt ist. Sie schweigen. Und schreien mich trotzdem an.
Vereinzelt fahren Autos an mir vorbei. Die Reifen schmatzen im schmelzenden Schnee auf dem heißen Asphalt. In dieser kalten Nacht wirkt alles belanglos und unendlich. Die Straße vor mir wird vom Horizont verschlungen. Immer schneller je näher ich ihm komme. Doch erreichen werde ich ihn nicht. Er läuft vor mir weg und nimmt die Unendlichkeit mit sich.
Und so gehe ich weiter und weiter, egal wohin. Ich will weg. Die Gedanken, die mich anschreien, verlieren. Der Schnee fällt weiter. Er will mich wärmen, während mein Atem gefriert. Den Ballast dieser Welt habe ich abgelegt. Vor Ewigkeiten.
Schneeflocken schweigen und heilen. Alles ist vergessen. Was einst war, wird nie mehr sein. Es wird still. Die Einsamkeit hat mich gefunden und bringt mich zur Endlichkeit zurück. Sie ruft mir etwas zu, doch ich höre sie schon lange nicht mehr.
Die letzte Bahn hält vor mir. Sie ist leer. Gekommen, um mich abzuholen. Die Türen der Bahn sind vereist.
Sie sind erfroren.
Ela
Jaja, die besinnliche Zeit, des einem Freud, des anderen Leid, da ist was dran …
Ich selbst bin hin- und hergerissen, im Zwiespalt. Auf der einen Seite liebe ich diese Vorweihnachts- und Weihnachtszeit, die bunten Lichter, die kalten Tage und das heimkommen zu einer warmen Tasse Tee.
Auf der anderen Seite bin auch ich an diesen Tagen aus Gründen, traurig und manchmal auch ganz still.
Zu Deiner Geschichte:
Ich mag sie, vor allem den Stil, in dem Du sie schreibst.
Ich konnte mich so richtig drin fallen lassen und in meiner Fantasie frage ich mich immer noch, ob Du das Eis brechen wirst …
Bitte mehr davon 🙂
LG Ela
Heffa Fuzzel
Ja, Weihnachten und die Zeit davor und danach ist tatsächlich eine Sache für sich.
Dankeschön für dein positives Feedback 🙂 Deine Worte haben mich gefreut 😀
Charlousie
Erstmal: Du schreibst wunderschön und ich musste immer kurz über die Gegensätze, die du vereinst nachdenken. Besonder das Heiße und das Kalte. Yin und Yang
Eine traurige Geschichte, ja. Aber auch Trauriges kann schön sein. Wie du in deiner Einleitung so treffend formuliert hast: Aus dem Unschönen kann auch Schönes entwachsen, wie man es eben so nimmt.
Ich hätte bitte gerne mehr Geschichten <3
Charlousie
Heffa Fuzzel
😮 Dankeschön, Charlie <3 Auch dein Interpretationsansatz ist sehr schön 🙂
Emma
Ich habe bisher nur positive Erinnerungen an Weihnachten. Aber ich find es irgendwie schade, dass es Menschen gibt, die während der „besinnlichen“ Zeit trauern und sie so gar nicht wirklich genießen können. Ich wünsche Dir und anderen Menschen, denen es ähnlich geht, dass ihr wieder Spaß und Freude an Weihnachten findet, bzw. euren eigenen Zauber darin entdeckt :-).
Nun zu deiner Geschichte: Das Gefühl von einer schneebedeckten Stadt und einem Wintereinbruch kam bei mir voll an. Ich finde du hast die Gefühlswelt in der sich dein Protagonist befindet, sehr gut und glaubhaft beschrieben. Ich wünschte ich könnte solche Emotionen auch so gut ausdrücken :-).
viele Grüße
Emma
Heffa Fuzzel
Für mich hat Weihnachten heutzutage eine andere Bedeutung, als für viele andere. Meine Mutter liebt das Fest und ich freue mich, wenn meine Schwester und ich das eine Mal im Jahr gemeinsam bei ihr und unseren Großeltern sind.
Dankeschön für dein Feedback ^^ Das freut mich natürlich, dass das Gefühl so gut bei dir angekommen ist 🙂 Und ich fühle mich voll geschmeichelt … und unwohl, weil ich Komplimente eigentlich gar nicht mag :X Aber ich versuche sie aufzunehmen 😛
MissDuncelbunt
„Des einen Freud ist des anderen Leid.“
Das trifft es gut 🙂
Und der Text ist wunderschön *-*
LG MissDuncelbunt
Heffa Fuzzel
Dankeschön 😮 🙂