Wie man von der Leichtathletik zum American Football kommt

Dieses Mal passt die Kategorie „Off Topic“ tatsächlich super. Es geht um Football. Nein, nicht Fussball. American Football. Ihr wisst schon, der Sport der in Europa relativ unbekannt ist. Wo in Teenie-Filmen die Mädchen dem Quarterback hinterher schmachten. Das ist der Sport, wo sich scheinbar grundlos Leute aufeinander werfen.

Ja. Bisher war mir dieser Sport zwar nicht unbekannt, aber ein Rätsel. Ich hatte keinen Plan von Regeln oder sonst was. Ich fand diese Sportbekleidung allerdings ziemlich cool. Nun, ihr fragt euch, was ich euch jetzt eigentlich sagen will. Bin ich aufgeregt wegen des bevorstehenden „Super Bowls“? Nein.

Ich war gestern in Mainz das erste Mal bei einem Probetraining dabei. Und … ich bin glücklich.

Leichtathletik 1995 bis 2005/06

Pokale

Man muss ja dazu sagen, dass Sport (trotz meiner Figur nicht oft verständlich) immer schon Bestandteil meines Lebens war. Mit etwa 4 oder 5 Jahren war ich bereits beim Geräteturnen dabei. Im Alter von 6 Jahren begann ich mit Leichtathletik. Beim Geräteturnen wurde ich immer mehr gemobbt. Nicht von den Kindern, sondern von der Trainerin, die mich immer zwingen wollte, diesen scheiß Aufschwung zu machen.

Mit 7 oder 8 Jahren musste ich mich entscheiden und die Entscheidung war klar: Ich will Leichtathletik machen. Nebenbei war ich durch meine Mum ebenfalls noch beim Ortsverein der DLRG dabei (das sind diese Lebensretter, die Leute aus dem Wasser holen 😉 ).

Ja, wenn ich so darüber nachdenke, meine Eltern wollten früh, dass ich Sport mache. Zum Glück, denn ich liebe Sport 😛 Schon schnell wurde klar, dass ich eher die Kraftsportlerin bin. So wurde ich zunächst als Ballwerferin eingeteilt, später wurde daraus Kugelstoßen und Speerwurf. In den ersten Jahren habe ich oft in Staffeln mitgewirkt, bis wir in meiner Altersklasse fünf Leute hatten und ich abgeschrieben wurde.

Um es etwas zu verkürzen, meine Bilanz bis 2006 waren fünf Pokale um die 30+ Medaillen und hunderte Urkunden. Mein größter Erfolg war siebte im Speerwurf bei den Mitteldeutschen Meisterschaften (Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen). Man könnte sagen, ich war erfolgreich und das, obwohl in meinem Verein der Schwerpunkt auf Ausdauerlauf lag.

Medaillen

Ich sollte 2002 eigentlich nach Halle auf eine Sportschule mit Schwerpunkt Wurftechniken. Vielleicht hätte mir das etwas gebracht, aber ich wollte nicht.

Meiner Trainer wollte damals, dass ich bleibe und er wollte das Training umstellen. Das hatte ein halbes Jahr angedauert. Dann wurde ich wieder viel auf Langstreckenlauf gedrillt — ziemlich kontraproduktiv.

Aus Zeitgründen, weil es ab 2005/2006 in die Oberstufe ging und damit das Abitur kurz bevorstand, hatte ich keine Zeit mehr, fünf Tage in der Woche zum 2 Stunden Training zu fahren. Ich stieg aus.

Bis heute vielleicht eine der schlimmsten Entscheidungen meines Lebens …

Leerlauf mit Gelegenheitssport 2006 bis 2014

Ich könnte noch mehr ausholen, aber eigentlich geht es hier nicht um die Vergangenheit, sondern um die Zukunft. Dennoch möchte ich verdeutlichen, dass ich diesen Ausstieg teilweise bis heute bereue. Aber es war damals die beste Entscheidung, zumal mich der Verein nicht mehr weiter gebracht hatte.

Während meiner Ausbildung und des Studiums habe ich den Sport nicht aufgegeben. In meinen zwei Jahren der Ausbildung gab es zwar keinen Verein, aber ich bin quasi jeden Tag 1-2 Stunden Inline-Skates gefahren, wenn es das Wetter zuließ. 2009 war Ende der Ausbildung und der Sport begrenzte sich auf die tägliche Fahrt mit dem Fahrrad zu meiner damaligen Praktikumsstelle.

17. September 2010, offiziell Wiesbadenerin und Studentin.

Dank Hochschulsports spielte ich nebenbei noch ein Semester lang Badminton und 4-5 Semester Volleyball. Eher aus Spaß und ohne vernünftige Aufwärmphase oder Training. Aber ich trieb Sport, und das tat gut. Allerdings änderte sich das, als der „Trainer“ seinen eigenen Bachelor-Abschluss in der Tasche hatte und die neuen Studenten waren nicht so engagiert. Aus Volleyball wurde dann nichts mehr.

Ich habe mir einen Stepper besorgt, neue Inline-Skates. Dank Studenten-Bonus konnte ich kostenlos einen „Call a Bike“ Account machen und fuhr viel mit dem Rad. Dass man nach vier Jahren ohne Fahrrad keine Kondition mehr hat, musste ich dann schmerzlich mit einem Sauerstoffzelt nach fünf Minuten feststellen.

Meine Mum brachte mir aus der Heimat mein altes Fahrrad (um keine zeitliche Begrenzung von 30 Minuten zu haben), das ich zur Reparatur brachte und dafür ein neues gebrauchtes Rad bekam. Doch es war nie das Gleiche. Irgendwas fehlte, wofür mein Herz wieder vollends aufblühte.

Per Zufall zum Football 2015

Wie der Zufall es so wollte, kannte ich jemanden, der einen kannte, der wieder einen kannte … Okay, zugegeben, so kompliziert war es gar nicht. Eine befreundete Bloggerin aus Mainz hat eine Mitbewohnerin, die Leichtathletik und Football spielt.

Und wie der Zufall es so wollte: Der (Damen) Mainzer Verein sucht im Moment Mädchen für das Damen Footballteam. Ich ließ mich nicht zwei Mal fragen und sagte sofort zu. Das war Anfang Dezember und ich konnte den Tag kaum erwarten, an dem ich endlich zum ersten Probetraining gehen konnte.

Gestern war es soweit. Das offene Training lud dazu ein, einen ersten Einblick zu gewinnen. Und was soll ich sagen, direkt bei den Aufwärmübungen hätte ich weinen können. Vor Freude, versteht sich. Wie ich das vermisst habe!

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Heute sitze ich hier und tippe diesen kleinen Blogpost. Meine Muskeln sind überall am Körper spürbar, aber es sind schöne Schmerzen, denn ich weiß, ich treibe wieder Sport. Habe mich direkt in den ersten Minuten verliebt und das, obwohl ich keinen Plan von Regeln oder Technik habe.

Mit 25 Jahren einen komplett neuen Sport zu erlernen, kann ein Nachteil sein. Kann. Aber ich bin motiviert und freue mich bereits auf das nächste Training am Montag 🙂 Ich habe mich ein bisschen in grundlegende Fachbegriffe eingelesen, gestern per Zufall ein Football-Spiel gesehen und geschaut, wie das genau funktioniert. Es sieht nach einem einzigen „Hau-Drauf“ aus. Aber ich liebe es schon jetzt, weil ich gestern den ersten Einblick erhalten habe, was alles dahinter steckt.

Ich freue mich. Hoffentlich bin ich nach meinem Probemonat noch genauso motiviert und vielleicht unterschreibe bereits Ende Januar meinen Mitgliedsantrag bei den Mainz Golden Eagles Ladies.