Off Topic: Wie schnell drei Monate vergehen

Ich habe sehr lange nichts mehr von meinem Praktikum und vor allem vom American Football erzählt. Das eine, nämlich das Praktikum, ist bereits in der Endphase und am Dienstag ist (leider) mein letzter Arbeitstag. Beim Football jedoch, habe ich am 10. April mein 3-monatiges gefeiert. Na ja, eher „gefeiert“, aber ich musste auf Facebook dazu schon verkünden, wie sehr mich das verändert hat.

Vorwort

[box title=“Facebook Status (10.04.15)“ box_color=“#1a8cc9″ radius=“5″]Heute vor drei Monaten war ich das erste Mal beim Football Training.

In der Zeit hatte ich mindestens 23 Blaue Flecken, mehrere Muskelkater (vor allem in den ersten Wochen), habe fast wöchentlich neue Namen und Gesichter gelernt.

Aber ich habe seit dem auch viel gelacht, nicht selten über meine Unfähigkeit geflucht und bisher 10kg abgenommen.

Meine Ausdauer ist nicht die beste, aber mittlerweile halte ich das Warmup durch.

Ich habe viel gelernt, auch wenn ich immer noch Dinge falsch mache.

Seit einem Vierteljahr bin ich nun beim Football.

Ich bin sehr glücklich. ♥[/box]

Mehr kann ich fast nicht dazu sagen. Wobei, eigentlich ja doch. Denn in so einem Status-Beitrag kann man nie genau beschreiben, wie glücklich man wirklich ist. Oder welche Erfahrungen man wirklich gemacht hat.

Gut, letztendlich wird vermutlich nicht einmal dieser Beitrag dazu beitragen, es vollends zu verstehen. Aber er wird helfen, es vielleicht ein Stück nachvollziehbarer zu machen.

Vorab sei gesagt, das man nicht erwarten kann, in Rekordzeit zu einem Profi zu werden. Das erwartet niemand und es ist auch nahezu unmöglich. Aber mit etwas Ehrgeiz und regelmäßigem Training kommt man diesem Ziel sicherlich etwas näher.

Blaue Flecken und andere Schmerzen

Ich hab irgendwann aufgehört zu zählen, denn die blauen Flecken gehören einfach zu dieser Sportart dazu. Aber ich erinnere mich noch gut daran, wie die ersten Wochen waren. Mein Zeitpunkt, diesem Sport beizutreten, hätte idealer nicht sein können. Beim offenen Training am 10. Januar und den darauffolgenden Wochen, haben wir viel athletisches Training gemacht und sogenannte „Indies“. Die „Indies“ sind dazu da, die Spieler an den jeweiligen Positionen speziell zu trainieren.

Knapp vier oder fünf Wochen lang muss es gewesen sein, dass ich regelmäßig Muskelkater hatte. Vielleicht waren in meinen Oberschenkeln sogar Muskel gezerrt. Ich weiß es nicht mehr, aber an den Schmerz erinnere ich mich bis heute.

Dennoch gab es für mich keinen Grund, dafür nicht zum Training zu kommen, auch wenn ich irgendwann einfach kapitulieren musste und lediglich zuschaute. Wenn man beim Gehen und Stehen Schmerzen hat, sollte man wirklich nicht weiter machen!

Ausgerechnet an dem Tag war Training im/bei Schnee 🙁

Football-Training im Schnee

Bis heute habe ich niemanden erzählt (jedenfalls nicht im vollen Umfang), mit welchen Schmerzen ich in den ersten Wochen zu kämpfen hatte. Vermutlich auch, weil ich meine Schwäche nicht eingestehen und unter allen Umständen mit den erfahrenen Spielerinnen mithalten wollte. Jab, so ist das. Aus heutiger Sicht betrachtet, ziemlich naiv und dumm. Ich kann froh sein, dass mich das nicht schlimmere Verletzungen gekostet hat!

Nachdem die ersten Zerrungen und Muskelkater ausgestanden waren, konnte man auch vernünftig trainieren, was total ungewohnt war. Dennoch waren die Schmerzen nicht vollends ausgeheilt. Plötzlich wurden meine ständig Beine dick, die Fußsohle verkrampfte sich und ich hatte krampfartige Schmerzen überall zwischen Fuß und Knie. Vor allem beim Warmup fiel das auf.

Abendtraining motiviert

Irgendwann war es so schlimm, dass ich fast nicht mehr gehen konnte, und Schmerz-Tränen im Training unterdrücken musste. Ich hasste meinen Körper. Dafür, dass er sich solch bescheuerte Schmerzen ausdachte. Aber auch mich, dass ich keine Kontrolle darüber hatte.

Letztendlich, nach wirklich sehr langer Wartezeit in der ich einfach die Zähne zusammenpresste, bis sie unter dem Kiefer wieder rausschauten, hatte ich einen Termin beim Orthopäden. Seit ich die neuen Schuh-Sporteinlagen habe und weiß, dass es sich um eine Muskelverkürzung handelt, kann ich dagegen angehen. Auch mein Gewichtsverlust (völlig ungeplant!) trug dazu bei, dass meine Beine nicht mehr so dick wurden.

Schürfwunde, Ahoi

Nach dem dann die ersten Tackle-Übungen begannen, kamen auch in regelmäßigen Abständen blaue Flecken und Schürfwunden dazu. Glaubt mir, die sehen schlimmer aus, als sie sich angefühlt haben. Auch wenn die Schürfwunde am Schienbein heute als schöne Narbe zurück geblieben ist und sich mit der Wunde, vom Tag meines 22. Geburtstags, gepaart hat, die am anderen Bein seit vier Jahren besteht.

Es ist also blauäugig, zu glauben, dass man sich trotz Schutzausrüstung beim American Football nicht verletzen würde. Das wusste ich zum Glück von Beginn an, aber es erschreckt mich immer wieder, wie unerwartet dieser Umstand neue Spielerinnen trifft. Ist einem nicht klar, dass Kontaktsportarten immer wehtun?

Aufstehen und weiter geht’s!

Football Scrimmage: O-Line an der LOS

Meine Ausdauer wurde in den letzten Wochen langsam besser. Zwar muss ich heute noch, nach einer Runde um den Platz, gehen, aber ich beiße die Zähne zusammen und versuche danach weiter zu machen. Von nichts, kommt eben nichts.

Mittlerweile installieren wir unsere Plays. Das sind die Spielzüge, die wir später in den Spielen einsetzen werden. Sich diese verschiedenen Kürzel und Audibles (Zurufe) zu merken, ist fast unmöglich, daher Respekt von mir an die Quarterbacks, die sich JEDEN Spielzug einprägen und erklären müssen. Hut ab!

Football Scrimmage: Rücksprache mit dem Coach

Ohne Brille erkennt man mich fast nicht wieder!

Das „Phantom-O-Line“-Training, wie ich es gerne nenne, geht  meistens ganz gut. Zur Erklärung: wir trainieren die „Theorie“, heißt also so viel, wie man muss sich vorstellen, dass vor einem jemand ist, den man weg blocken kann und blockt gegen diese Phantomgestalt.

Meine Probleme treten vor allem dann auf, wenn wir mit bzw. gegen die Jugend spielen (ich bin echt dankbar dafür, dass wir mit denen trainieren können, weil das ungemein abhärtert — man darf halt nur keine Angst vor ihnen haben).

Da zeigt sich plötzlich, dass es wichtig ist „tief“ zu bleiben oder richtig „hoch zu kommen“ (ein Schelm wer jetzt zweideutig denkt :P).

Football Scrimmage: O-Line gegen D-Line

Weil mir genau diese 1:1 Situation im Training oft zeigt, dass viele Sachen wichtig sind, bei mir zu oft falsch laufen und man trotzdem nicht nachdenken sollte, nutzte ich vor ein paar Wochen auch die Chance, an einem Scrimmage (Testspiel) der Jugend teilzunehmen.

Und man! Ich kann seit dem absolut nachvollziehen, warum die „älteren“ Spielerinnen so heiß auf die ersten Spiele sind. Ich habe plötzlich gemerkt, wie viel SPASS American Football machen kann, obwohl ich mich bisher diesem ganzen Kuddelmuddel entzogen habe. Dabei war das lediglich ein Scrimmage. Kaum vorstellbar wie toll ein richtiges Spiel in der 2. Bundesliga sein mag … oder in den Play Offs … oder gar dem Finale!

Football Scrimmage: Teamfoto

Freud und Leid des Trainings

Der Nachteil von dem Spiel war jedoch, dass ich die vollen drei Stunden dabei war (was anfangs im Übrigen auch nicht geplant war) und wir Ladies an dem Tag noch ein Tagescamp-Training hatten. Hieß für mich also, fast sechs Stunden Training und Aktion auf dem Platz. Meine Muskeln wurden lahm wie sau.

Erschreckenderweise hatte ich tags darauf, an dem Montag, im Training fast keinen Muskelkater (jaja, ich war danach im Training, obwohl es mir freigestellt wurde). Da fiel mir dann auch das erste Mal richtig auf, wie viel mir das Training der letzten Wochen und Monate gebracht hat.

Football Scrimmage: Vor dem Spiel

Richtig krass wurde es, als ich mit einer Erkältung beim Arzt war und der einen routinemäßigen Check machte, bei dem ich fast vor Schreck von der Waage gepurzelt bin. Ich muss sagen, dass ich meine Ernährung genauso fortführe, wie vor dem ersten Football-Training. Dennoch … ich habe bisher knapp 10 kg (mal mehr, mal weniger) abgenommen!

Mir war das zwar klar, dass ich abgenommen haben musste, weil ich mir erst kürzlich eine neue Jeans (zwei! Nummern kleiner) kaufen musste, aber das dann Schwarz auf Weiß zu sehen, war dann doch fast zu viel für mich.

Mittlerweile ist mir sogar diese neue Hose zu klein. Krass, oder? Stellt euch mal vor, was passiert, wenn ich jetzt, wie üblich, im Sommer meine Ernährung umstelle … Ich hoffe, dass wenigstens der Muskelaufbau funktioniert, sonst sehe ich bald dünn … ehm … alt aus, in der O-Line 😛

Game day … it’s coming!

Leider hat sich, aufgrund zweier Absagen, unsere Saison halbiert, dennoch freue ich mich, auf die vier Spiele in dieser Saison. Vielleicht enstehen an den ausgefallenen Tagen auch noch Freundschaftsspiele! Und vielleicht … spielen wir im August/September auch um das/im Finale?!

Ich würde mich, wie immer, freuen, wenn ich den ein oder anderen am Seitenrand sehen und vielleicht auch für diese Sportart begeistern kann. Schaut einfach mal vorbei, die Eintrittspreise in Mainz sind ∼ 5 EUR, und auch bei den anderen Spielstätten wird es sich in dem Dreh abspielen.

Ich freue mich auf eine faire und actionreiche Saison 2015  8P

Wer sich gerne mehr mit unserem Team beschäftigen will, darf uns natürlich gerne auf Facebook folgen: Mainz Golden Eagles Ladies auf Facebook.

Spielplan 2015

Das war’s … noch nicht

Vielleicht konnte ich mit meinem vielen Blah Blah, ein wenig verdeutlichen, warum ich jetzt ausgeglichener bin und American Football eine interessante Sportart ist. Der Sport powert mich aus. Ich bin ausgeglichener … ja fast schon optimistischer im Leben! Und das wichtigste:

Ich bin glücklich