Patricia Schröder: Blind Walk

Ein mysteriöser Adventure-Trip, bei dem Menschen zusammen gewürfelt werden, die sich in freier Laufbahn niemals angesprochen hätten. Freund-, aber auch Feindschaften entwickeln sich. Die Idee dieses „Blind Walk“ ist überzeugend umgesetzt worden. Problematisch wurde hier jedoch nur der Teil, in dem es plötzlich um das „Leben“ von Komapatienten geht.
Für mich persönlich sehr fragwürdig, ob die Vorstellung von dieser Seelenwanderung, wie sie in dem Buch dargestellt wurde, wirklich überzeugend genug ist. Mich hat dieser Teil leider überhaupt nicht gefallen.
Nichtsdestotrotz konnte der Rest der Geschichte mit einem guten Spannungsbogen und Überraschungsmoment (, wenn auch stückweise vorhersehbar) überzeugen. Ein Mixed-Genre über Teenager, die sich selbst verlieren müssen, um einander finden zu können und einem mysteriösen Mann, der Menschen verschwinden lässt.
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Klappentext
[quote cite=“spiegelburg-shop.de“ url=“https://www.spiegelburg-shop.de/produkt/61749/blind-walk/“]Als die 17-jährige Lida Donelley zusammen mit ihrem Freund Jesper an einem sogenannten „Blind Walk“, einem Event aus dem Internet, teilnimmt, rechnet sie mit nicht mehr als ein bisschen Nervenkitzel. Zusammen mit fünf anderen Jugendlichen werden Lida und Jesper mit verbundenen Augen in der Wildnis ausgesetzt, ausgestattet mit einem Kompass und ein paar wenigen Gegenständen.
Doch von Anfang an ist die Stimmung in der Gruppe hochexplosiv. Die Situation droht zu eskalieren, als die Jugendlichen nach kurzer Zeit die Leiche einer der Männer finden, die sie in den Wald gebracht haben. Lida beschleicht das unheimliche Gefühl, dass sie beobachtet werden. Schon bald wird dieser erste Verdacht zur bösen Gewissheit: Irgendjemand da draußen macht Jagd auf sie. Und der Jäger scheint es dabei vor allem auf sie, Lida, abgesehen zu haben.
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Leseeindruck
Junge Erwachsene gehen auf einen unbekannten Adventure-Trip einer dubiosen Firma. Sie werden in einen VW-Bus in einen Wald gefahren und sollen nun den Weg wieder hinaus finden. Das einzige, was ihnen bleibt, sind ein halb leeres Mobiltelefon, Schlafsäcke, Zelte und kleine Dinge wie Klappspaten. Doch, wie dubios dieser Trip werden würde, werden sie erst später herausfinden.
Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt. Hauptsächlich wird aus der Ich-Perspektive von Lida geschrieben. Es kommen aber hie und da Kapitel dazu, die aus der Sicht von Sten, dem Krankenhauspersonal oder anderen Charakteren berichten. Hervorgehoben werden diese Stelle durch eine unterschiedliche Schriftauszeichnung. Während Lida durchgehend in Serifen geschrieben ist, sind die anderen Kapitel entweder serifenlos oder kursiv verfasst.
Der Wechsel von Teil 1 zu Teil 2 war sehr spannend, da plötzlich die Sichtweise von Lida eine andere war und man dadurch einen ganz anderen Blickwinkel auf die Geschichte hatte. Im dritten Teil hatte man das Gefühl, dass sich die „Wege“ aus Teil 1 und 2 nun vereinten. Vermutlich versteht man diesen Punkt erst, wenn man die Geschichte gelesen hat.
Die Jugendlichen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, versuchen sich mit dieser neuen Situation, dem „Blind Walk“ auseinanderzusetzen. Manchen gelingt es eher als anderen.
Isabel ist eine eher in sich gekehrte Person. Sie scheint sich mit dem Wald auszukennen, als wäre sie bereits hier gewesen. Anders als die anderen, weiß sie genau, wie man an essbare Nahrung kommt, ohne Tiere töten zu müssen.
Thore entpuppt sich schnell als den Kopf der Gruppe. Sein klarer Kopf und die neutrale Herangehensweise zeichnet ihn hier besonders aus.
Joy ist, anders als der Name verlauten lässt, eine eher zweifelnde Person. Sie schlägt sich auf keine Seite, die sie selbst nicht einschlagen würde. Heute mag sie dich noch und morgen ist sie gegen dich. Das macht sie schwer einzuschätzen.
Natascha ist von Beginn an das schwarze Schaf in der Gruppe. Sie spricht direkt aus, was ihr passt und was nicht. Daher macht sie auch kein großes Geheimnis daraus, dass sie Lida kein Stück mag. Das macht sie am Ende sogar zu einer Verdächtigen.
Birk ist scheinbar der Nerd in der Gruppe. Er trägt eine Brille und ist eher zurückhaltend. Die anderen der Gruppe fangen erst an ihn ernst zu nehmen, als er Natascha mit einem Messer angreift. Im Laufe der Geschichte entwickelt vor allem er sich weiter.
Jesper ist Medizin-Student und zu Beginn der Geschichte der Freund oder die Affäre von Lida. Was genau die beiden haben, wissen sie offenbar selbst nicht genau. Er versucht Lida davon abzuhalten sich zu „Blind Walk“ anzumelden. Vor allem, da der Trip erst ab 18 erlaubt ist und Lida eben erst 17 ist. Daher geben sich beide als Cousin und Cousine aus. Dass diese Geschichte nicht lange glaubhaft bleibt, kann man sich bereits denken.
Lida Donelley ist 17 Jahre alt. Als Protagonistin erleben wir die Geschichte hauptsächlich aus ihrer Sicht. Im Gegensatz zu den anderen versucht sie jeder Situation ihr Für und Wider abzugewinnen. Während des „Blind Walk“ scheint sie sich selbst zu suchen. Ob sie sich auch finden wird und herausfindet, was sie im Leben wirklich will?
Mein Fazit
Das Wechseln der Charaktere kann am Anfang sehr verwirrend sein. Mir persönlich kamen diese Sprünge am Beginn der Geschichte zu schnell. Dadurch hatte ich einige Schwierigkeiten, mich mit Lida zu identifizieren. Generell waren für mich ihre Gedankengänge oft etwas zu sehr vom Autor provoziert (á la „Ich musste lachen, weil er so witzig ist“).
Die Namen der Charaktere sind mir zuerst aufgestoßen. Der Großteil ist eher untypisch im deutschsprachigen Raum. Es wäre kein Problem, wenn nicht das restliche Setting in Deutschland stattfinden würde. Außerdem erinnerte mich der Jesper die gesamte Zeit an den Typen aus der Bis(s)-Reihe.
Was mir jedoch am meisten das Lesevergnügen vermieste, wenn man das so bezeichnen kann, war diese Idee der Seelen und wie sie in der Welt wandern, auch, wenn der Körper bewusstlos ist. Es war zeitweise so unglaubwürdig, wurde jedoch gen Ende wieder besser. Aber ich konnte mich nicht drauf einlassen, dass diese Geister angeblich Dinge berühren und nirgends eindringen, wenn sie in der nächsten Szene direkt wieder durch Gegenstände und Personen fahren können.
Womöglich habe ich einfach eine feste eigene Meinung darüber, wie sich Seelen und Geister zu verhalten haben, aber die Vorstellung, dass sich die Seelen direkt verlieben können und nach dem Koma immer noch wissen, was sie erlebt haben, war für mich irgendwie sehr weit weg von der Realität. Das ist allerdings ein Punkt, über den man sich eben streiten kann. Mich hat sie eben nicht überzeugt.
So genug der negativen Kritik, denn das Buch hat auch viele positive Aspekte. Zum einen hat mir das Setting vom Wald sehr gut gefallen. Es hat mich ein wenig an das Überleben bei den „Hunger Games“ erinnert. Die Jugendlichen sind auf sich gestellt und müssen mit dem, was der Wald bietet, überleben lernen. Hier spürte man direkt, dass sich die Autorin mit dem Thema „Überleben im Wald“ auseinandergesetzt hat. Es wurden mögliche Gefahren durch gleich aussehende Pilze aufgezeigt, oder wie man am besten Spuren lesen kann.
Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist die Entwicklung der Geschichte. Zwar hatte sie im zweiten Teil einen etwas abebbenden Spannungsbogen, dennoch wurde das Niveau immer versucht zu halten. Das Ende überrascht, auch wenn es für mich irgendwie vorhersehbar war. Nichtsdestotrotz war es etwas anders, als man erwarten würde.
Ich würde das Buch jedem empfehlen, der auf Adventure-Trips steht, sich noch nicht mit dem „Überleben im Wald/der Wildnis“ beschäftigt hat und Spannung bei der Suche nach dem potenziellen Mörder sucht.
Buchdaten
Titel: Blind Walk
Autor: Patricia Schröder
Buchtyp: Hardcover
Genre: Jugendbuch, Roman
Reihe? Nein
Seiten: 448
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Erscheinungsdatum: 01.06.2014
Verlag: Coppenrath Verlag
ISBN: 978-3-649-61749-5
Preis (UVP): 17,95 Eur[D]