Neuer Trend: Bücher als Serien statt im Kino zu bestaunen

Früher, als die Menschen noch öfter ins Kino gingen (und, als die Kinopreise noch bezahlbar waren) waren Buchverfilmungen der Durchbruch eines Autors. Jeder Schreiberling hatte immer die Hoffnung, dass die eigene Geschichte eines Tages über die Leinwand flimmern würde. Heutzutage scheint sich ein neuer Trend zu entwickeln: Bücher als Serien.
Es hat eigentlich schon vor einigen Jahren angefangen. Eine der ältesten, noch laufenden Buch-Serien-Verfilmungen ist „Tagebuch eines Vampirs“ besser bekannt als „Vampire Diaries“. Die Serie läuft nun seit 2009 und für Oktober 2016 ist Staffel 8 angekündigt [1]. Anfangs feierte sie große Erfolge auf Pro7, ehe sie auf SIXX verlegt wurde. Mit der Serie wurde auch die Originalbuchreihe aus den 90er 2009 fortgesetzt (anfangs von Lisa J. Smith selbst, dann von Ghostwritern [2]).
Mit den Jahren hat sich also ein neuer Trend entwickelt: Bücher als Serien verfilmen. In den letzten Jahren, mit der steigenden Beliebtheit an Netflix Originals und Amazon Originals wurden mehr Comics und Bücher auch als Serien verfilmt. Man nutzt nun die Möglichkeiten, die Geschichte eines Buches nicht auf eineinhalb Stunden zu quetschen, sondern über mehrere Stunden zu erweitern. Außerdem ist es den Fortschritt der Technik geschuldet, dass es technisch (Special Effects, Animationen oder Kamera) kaum noch Unterschiede macht, ob man eine Serie produziert oder einen Kinofilm. Ich hab letztens im Fernsehen einen Bericht gesehen, dass immer mehr Hollywood-Stars auf Serien umschwenken. Man verdiene nahezu ähnliche Gehälter. Serien sind für Schauspieler nicht mehr die Sprungbretter für Kinofilm-Karrieren. Bereits Stars aus Serien wie „The Big Bang Theory“ verdienen mittlerweile 1 Mio US-Dollar [3]. Serien sind eben nicht mehr verpönt in Hollywood. Es war also nur eine Frage der Zeit, dass die Produzenten und Regisseure sich auf Serien konzentrieren würden.
Netflix ist vor allem bei den Comic Fans der Liebling. Die Streaming-Plattform aus den USA bringt vor allem eigens produzierte Comic-Verfilmungen auf den Markt. Allen voran die Marvel Comics, die hier im Vordergrund stehen, sei es Daredevil, Jessica Jones oder The Punisher, Netflix baut für Marvel Fans aus [4]. Auch die ABC Serien wie Agents of S.H.I.E.L.D., die Netflix im Streaming Programm aufgenommen hat, sind Comic-Verfilmungen.
Ebenfalls auf Netflix ist Shadowhunters (in den USA via ABC family erstmals ausgestrahlt, in Deutschland nur auf Netflix), eine Serien-Verfilmung von „Die Chroniken der Unterwelt“ von Cassandra Clare. Ich persönlich habe weder die Buchreihe noch Film oder Serie (bisher) gelesen/-sehen. Diese Serie hat die Besonderheit, dass man es zunächst mit einem Kinofilm versuchte, der floppte. Fans beklagten sich auf diversen Social Media Kanälen. Der Cast wurde gewechselt und die Plattform auch. Die Spin-off Serie ist bei den Fans allerdings auch sehr unterschiedlich angekommen. Im Übrigen droht dem letzten Teil der „Die Bestimmung“-Reihe nun auch ein TV-Film und eine Spin-Off-Serie mit anderem Cast.
Anders sieht es mit Buchverfilmungen aus, die direkt als Serie adaptiert wurden. Beispielsweise hat Amazon Originals den Roman „Das Orakel vom Berge (The Man In The High Castle)“ (Roman von 1962) als Serie abgedreht (Staffel 2 folge Ende 2016 in den USA). Dabei diente das Buch lediglich als Grundlage und die Serie baut darauf eine fast komplett andere Story auf.
Aber auch das Kids Programm von Amazon Originals hat eine Buchverfilmung als Serie adaptiert: „Just Add Magic“ (dt. Serientitel: „Das geheimnisvolle Kochbuch“) von Cindy Callaghan. Und es wird mehr geben. Für 2016 ist zum Beispiel „Lost in Oz“ geplant [5], einer Animationsserie, die auf der Romanreihe von L. Frank Baum basiert (dt. „Der Zauberer von Oz“) und ebenfalls im Amazon Originals Programm aufgenommen werden soll (bisher gibt es Folge 1, Staffel 1 auf Englisch bei Amazon) [6]. Man sollte nicht vergessen, dass es dazu 1939 einen legendären Kultfilm gab („Somewhere over the rainbow“ stammt daher).
Natürlich wird es auch in diesem Jahr wieder unzählige Bücher als Kinofilme geben, beispielsweise „Nerve“ (dt. Buchtitel: „Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen“) von Jeanne Ryan, oder die DC Comic Verfilmung „Suicide Squad“ (aktuell bereits im Kino). Doch der Trend geht eben doch spürbar in Richtung Serien. Es würde mich also nicht verwundern, wenn eines Tages die Autoren unserer geliebten Bücher darauf hoffen, dass ihr Buch als Serie verfilmt wird und es verpönt ist, wenn das Buch „nur“ als Film verfilmt wird.
Leserfragen
Was findet ihr besser? Serie oder Filme eurer Lieblingsbücher, oder vielleicht beides (z. B.: Pilotfilm und dazu eine Serie)? Oder findet ihr Buchverfilmungen zerstören die eigene Fantasie zu sehr? Vielleicht seid ihr auch total für Verfilmungen, wenn ja, welches Buch sollte eurer Meinung nach demnächst unbedingt verfilmt werden? Habt ihr mal ein Buch gelesen, weil euch die Serie/der Film so gut gefallen haben und, was war dann besser?
Ich bin auf eure Antworten gespannt (zu den Kommentaren).
Emma
Hey ho,
vielen Dank für diesen Artikel. Um ehrlich zu sein, schaue ich gar nicht so viele Serien. (Von meiner fast Lieblingssoap abgesehen…) Um genau zu sein, nur eine und das ist „Club der roten Bänder“ :-).
Ich finde es sehr schwierig eine gute Buchverfilmung zu entwerfen. Beispielsweise fanden ja viele Fans die Verfilmung von „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ total schön. Mir hat der Film überhaupt nicht gefallen. Hazel wirkte auf mich viel zu gesund und auch die Stimmung konnte nicht wirklich bis zu mir transportiert werden.
Nicht zu vergessen, gibt es deutschsprachige Autoren, die von ihren Buchverfilmungen nicht viel halten. (Da frage ich mich dann, warum sie ihre REchte verkauft haben. J.K. Rowling hat ja auch auf ein Mitspracherecht bestanden).
Ich kann mir aber auch vorstellen, dass der Inhalt von Romanen für Serien irgendwann ausgeschöpft ist. Schließlich ist der Roman ja irgendwann erzählt und es braucht eine neue Handlung bzw. die Handlung muss sich weiterentwickeln. Und das sorgt wiederum dafür, dass die Geschichte wohl erst endet, wenn die Serie nicht mehr geschaut wird.
Ich finde es sehr schade, dass die Trends mittlerweile in Richtung Netflix gehen. Ich finde Netflix an sich eine gute Sache, bin aber auch der MEinung, dass sich das „herkömmliche Fernsehen“ anpassen und das zeigen sollte, was die Leute sehen wollen. (Beispielsweise haben wir daheim einen Haufen von Fernsehsendern, die wir noch nie geschaut haben. Und ich finde immer noch, dass es an einer guten Musiksendung fehlt). ARGH ich schweife total ab :-).
Welches Buch ich gerne als Serie verfilmt sehen will? Hm… das ist eine verdammt schwierige Frage. Ich möchte gerne eine Verfilmung von „Drei mal wir“ sehen, glaube aber, dass eine Verfilmung in Spielfilmlänge (vielleicht mit ein paar Minuten mehr) der Story gerecht werden könnte.
viele Grüße
Emma
Heffa Fuzzel
Hallo Emma,
das mit der Geschichte im Zusammenhang mit Serien stimmt. Irgendwann ist die Geschichte erzählt. Entweder man plant eben es gibt X Staffeln, in denen man die Story aus dem Buch erzählen mag. Aber am Ende könnte es wie bei „Vampire Diaries“ laufen, und es wird irgendwas weitererzählt, schlimmsten Falls von Ghostwritern. Was ich ganz cool fände, wäre so eine mehrteilige Filmserie. Oder wenn der Autor selbst an der Produktion der Serien Einfluss üben kann. Es ist schwierig dann Spannung zu halten, aber da muss man konsequent sein und sagen „es gibt nur X Staffeln“ und dann fertig.
LG Heffa
Jacquy
Hi Heffa!
Interessanter Post, das ist mir so bewusst noch gar nicht aufgefallen.
Generell enttäuschen Verfilmungen einen ja leider doch meistens. Da finde ich es dann schon fast besser, wenn sie nur lose auf der Idee beruhen und gar nicht versuchen, wirklich die genaue Handlung wiederzugeben, weil es sich früher oder später sowieso anders entwickeln muss, als es im Buch ist.
Insgesamt schaue ich Serien super gerne, Filme fast nie, weil ich meist keine Geduld habe, mich wirklich 1 1/2 Stunden am Stück hinzusetzen und ihn halbwegs konzentriert anzuschauen. Bei Serien schaffe ich es zwar locker auch so lange, aber da habe ich wenigstens immer die Option, zwischendurch Pause zu machen und immer noch ein halbwegs abgeschlossenes Ende zu haben und irgendwie macht das den Unterschied.
Deshalb finde ich es auch besser, wenn aus Büchern Serien werden. Außerdem wirkt es immer etwas ungeschickt, wenn die Handlung so runtergekürzt werden muss, dass sie in einen Film passt und mehrere Filme aus einem Buch zu machen, kann wegen der Spannungskurve ja eigentlich nur schief gehen. Mich stört es also überhaupt nicht, dass der Trend mittlerweile eher richtig Serie geht. Dabei muss ich aber sagen, dass ich bisher meistens auch das Original gar nicht kannte. Vampire Diaries habe ich erst gesehen, dann die ersten Bücher gelesen (die ich nicht gut fand), Daredevil fand ich klasse, lese allerdings überhaupt keine Comics. Bei „The Man in the High Castle“ wusste ich nicht mal, dass es auf einem Buch beruht.
An sich kann man mit einem Buch als Vorbild also auf jeden Fall gute Serien produzieren und solange die Umsetzung stimmt, können die damit auch gerne weitermachen. 😀
(Was Shadowhunters angeht: Sowohl Film als auch Serie fand ich schrecklich, deshalb lasse ich das in der Diskussion mal ganz außen vor)
Liebe Grüße!
Heffa Fuzzel
Hey Jacquy,
danke für deinen Kommentar! Deine Sichtweise bzgl Bücher als Serien find ich auch interessant 😀 Stimmt, wenn es das Buch als Grundlage nimmt und sich dann anders weiterentwickelt, ist es voll cool 😀 (deswegen gefällt mir die Serie „The Man In The High Castle“ bedeutend mehr, als das Buch)
LG Heffa
Jacquy
Die Serie habe ich noch nicht gesehen, ist aber noch fest geplant 😀
Heffa Fuzzel
Die lohnt sich!
Heike
Für mich sind Buchverfilmungen als Film und als Serie immer zwei Paar Schuhe. Bei Serien ist es mir eigentlich sogar ziemlich egal, in welche Richtung es sich entwickelt. Serien – vor allem im Bewusstsein, dass sie sich über viele viele Staffeln ziehen können – haben für mich die Freiheit, sich auch in eine ganz andere Richtung zu entwickeln. Ich mochte Vampire Diaries z.B. eine lange Zeit sehr gerne, bis ich die Nase voll hatte, dass sich die Serieschreiber immer und immer und immer und iiiiiiiimmer wieder wiederholt haben. Auch hier war man sehr schnell fernab der Buchreihe. Das war okay, wenn man es geschafft hätte, sich auch neue Ideen einfallen zu lassen.
Bei Filmen erwarte ich irgendwie mehr, dass sie nah am Buch bleiben. Sie brauchen den Raum für Entwicklung nicht, vielmehr müssen sie sehen, dass sie das Wesentliche eines Buches einfangen und herüberbringen. Auch wenn viele über Shadowhunters schimpfen und ich von den ersten Folgen auch mehr als irritiert war, finde ich, dass sie in ihrer Freiheit innerhalb ihres Budgets gegen Ende einen sehr guten Job gemacht haben, gerade weil sie auch auf so manches Canon der Bücher verzichtet und damit einen Beitrag zur Repräsentation geleistet haben. Den Film dagegen halte ich für ein echtes Verbrechen an den Büchern, und das, obwohl ich normal nicht der Filmnörgler bin.
Heffa Fuzzel
Hallo Heike,
vielen Dank für deine Meinung. Das sind natürlich die Gefahren bei Serien, dass sich der Inhalt immer wiederholt, bis es irgendwann vorankommt. Immerhin müssen sie ja Inhalt für 21-23 Folgen bieten in der die Handlung vorankommt 😀
Das mit den Filmen und der Erwartung, dass es näher im Buch sein soll … da kann ich nur zustimmen. So wie du schon schreibst, das macht den Unterschied zwischen Film und Serie 😀
LG Heffa