Off Topic: Wie soll man einen Titel finden, wenn man zu viel in zu kurzer Zeit erlebt hat

Ich habe sehr lange überlegt, wann es wieder an der Zeit ist, diesen Blog zu betreten, auf das kleine Plus zu klicken und einen neuen Beitrag zu verfassen. In den letzten Monaten ist so viel passiert. Dieses Jahr war voller Erlebnisse und Gefühle, die ich erst in den letzten Wochen anfangen konnte zu verarbeiten und zu genießen. Ich muss auch gestehen, dass ich nur kurz überlegen musste, wie ich diesen Beitrag betiteln soll. Der lange Titel ist ungefähr das, was ich in diesem Posting mitteilen will: So vieles ist passiert, um es nur in ein paar Worte zu presse.
Dass ich in diesem Jahr nicht besonders aktiv war, hatte zu Beginn vor allem den Grund meiner Abschlussarbeit. Ein Auf und Ab der Gefühle, des Feedbacks und des Verlangen aufzugeben. Das Ziel jedoch war so nah: nie wieder studieren. Meine Familie besuchte mich, als ich feierlich in einem pompösen Schloss meine Bachelor-Urkunde überreicht bekam. Meine Oma weinte. Meine Mum weinte. Ich freute mich, dass beide da waren. Ab Ende März stand ich plötzlich mitten im Arbeitsleben, kaufte mir von meinem ersten richtigen Gehalt eine Konsole, musste nicht mehr jeden Cent dreimal umdrehen. Ende August stand ich alleine mit dem kleinen Aktenkoffer voller Berufserfahrungen vor dem Gebäude des Arbeitsamtes. Sollte es das schon wieder gewesen sein?
Sportlich erlebte ich mit dem Team im Football eine Achterbahn. Wir verloren, wir gewannen und standen plötzlich als Aufsteiger in den Playoffs (Halbfinale). Es waren so viele Gefühle. Zwischen Mut, Erfurcht, Angst, Willen und Ehrgeiz. Was da mit uns passiert ist, übersteigt alles, was bereits 2015 geschehen ist. Wir standen im Finale der 1. Damenbundesliga und unterlagen dem mehrfachen deutschen Meister nur knapp. Stolz zu sein, auf das, was man in den vier Monaten geschafft hat, ist mehr als verständlich. Ich habe hier eine ganz besondere Familie gefunden, auf die ich voller Stolz blicke.
Ich hatte bis heute keine Zeit das alles zu verstehen oder zu verarbeiten. Bis heute. Denn in den letzten Wochen, die ich hauptsächlich mit der Suche nach neuen Wegen verbrachte, hatte ich Zeit das erste halbe Jahr zu begreifen. Meine Güte, die letzten sechs Jahre sind Geschichte. Es ist ein abgeschlossenes Kapitel, auf das ich stolz, ehrfürchtig und respektvoll zurückblicke. So viele Dinge sind geschehen, die mich haben zu der Frau werden lassen, die ich heute bin (ich weiß, ich bin euch noch die weiteren Berichte zum Studium schuldig, ich habe sie nicht vergessen!). Dieser Abschluss liegt gerade einmal sechs Monate zurück. Wahnsinn!
Ich habe einen neuen beruflichen Weg gefunden, den ich bald beginnen werde und auf den ich mich nach all den Monaten richtig freue. In den letzten Tagen breitete sich ein Gefühl in mir aus, dass ich Anfang des Jahres tief vergraben hatte: Hoffnung. Heute bin ich bereit für das, was es bedeutet, wenn man mit einem Kapitel wirklich abgeschlossen hat und endlich ein neues anfangen kann, ohne zwischen zwei Buchseiten zu kleben. Ich fange wieder an, mehr zu lesen. Das Lesen zu lieben, zu leben und zu genießen. Es hat mir in den letzten Monaten zu wenig gegeben, weil ich den Büchern zu wenig bieten konnte.
In der Trainingspause habe ich angefangen eine alte, neue Liebe wieder aufflammen zu lassen und bin nach fast zehn Jahren wieder bei einem Leichtathletik-Training gewesen. Wie sehr ich das vermisst habe, bemerkte ich schnell. Sportlich wird sich also in den nächsten Monaten bei mir auch noch einiges entwickeln. Die Off-Season, also die Saison nach der Saison, vor der Saison (ja, das ist echt kompliziert) wird auch genutzt, um sich für die Saison 2017 vorzubereiten, weswegen ich auch wieder viel im Fitnessstudio sein werde. Zu viele Hobbys und Leidenschaften, die es in den nächsten Monaten gilt irgendwie unter einen Hut zu bringen, denn aufgeben will ich beides nicht.
Und auch die Buchmesse, auf die ich mich bis zuletzt weder vorbereiten noch freuen konnte, entfacht nun endlich wieder ein wärmendes Gefühl. Ich freue mich plötzlich doch und finde es zeitgleich traurig, dass ich nicht an allen Tagen da sein kann. Aber das ist in diesem Jahr sowieso total verflixt. Bereits die Leipziger Buchmesse musste ich in diesem Jahr absagen, aufgrund der Abschlussarbeit und aus finanziellen Gründen. So langsam kommt es eben doch wieder dieses Gefühl der Vorfreude, der Zuversicht und der Glückseligkeit.
Es scheint, als lägen Jahrzehnte zwischen Januar, März, August und heute. Falsche und richtige Entscheidungen werden nun deutlicher und doch: ich glaube daran, dass es seinen Sinn hatte. Ich wäre heute nicht so glücklich, wenn die letzten Monate nicht passiert wären.
Ja. Ich bin glücklich.