Jay Asher: „Tote Mädchen lügen nicht“

Wenn du zuhörst, dann ist es zu spät. So ungefähr fühlt man sich, während des Lesens des Buchs. Man weiß, dass sie tot ist und fühlt sich trotzdem schuldig, weil man zugesehen hat, dass es passiert. Hannah Baker ist tot, man kann es nicht ändern, aber sie sorgt dafür, dass man es nie mehr vergisst. Jay Asher hat hier einen großartig tiefgründigen Roman über Mobbing geschrieben. Jeder erkennt die Szenen, sieht die Signale, aber schaut nur dabei zu. Auf dreizehn Kassetten werden dreizehn Gründe genannt, warum das junge Mädchen Selbstmord begangen hat. Ein aufwühlendes Buch, das unbedingt vor der Serie gelesen werden sollte. Atemberaubend und verstörend. Ein Pageturner der am Ende zum nachdenken anregt.


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Klappentext

Lässt keinen los, geht jeden an

Als Clay Jensen aus der Schule nach Hause kommt, findet er ein Päckchen mit Kassetten vor. Er legt die erste in einen alten Kassettenrekorder, drückt auf »Play« – und hört die Stimme von Hannah Baker. Hannah, seine ehemalige Mitschülerin. Hannah, für die er heimlich schwärmte. Hannah, die sich vor zwei Wochen umgebracht hat. Mit ihrer Stimme im Ohr wandert Clay durch die Nacht, und was er hört, lässt ihm den Atem stocken. Dreizehn Gründe sind es, die zu ihrem Selbstmord geführt haben, dreizehn Personen, die daran ihren Anteil haben. Clay ist einer davon …

(Quelle: randomhouse.de)

 

Zur Geschichte

Als Clay Jensen eines Tages ein an ihn adressiertes Päckchen vor der Haustür findet, ändert sich sein ganzes Leben. In diesem Paket befinden sich 13 Musikkassetten. Doch auf ihnen findet sich keine Musik, sondern die Stimme von Hannah Baker. Dem Mädchen, dass sich umgebracht hat. Als Clay die erste Kassette hört, wusste er noch nicht worauf er sich einlassen würde, doch am Ende wusste er, er muss es zu Ende hören. Das war er Hannah schuldig: die Erfüllung ihres letzten Wunsches. Er streift durch die Nacht der Stadt. Unterwegs mit einem alten Walkman, den er gerade eben Tony geklaut hatte. Kassette 1, 2 … je mehr er hört, desto wahnsinniger wird er. Wahnsinnig vor Trauer.

»Die Liste«. Hört sich an wie ein Geheimbund oder ein elitärer Klub, dem ich aus unerfindlichen Gründen angehöre.

© Text: Jay Asher, „Tote Mädchen lügen nicht“ (S. 18)
Verlag: cbt, Verlagsgruppe Random House GmbH

Hannah Baker, die sich zwei Wochen zuvor das Leben durch eine Überdosis Tabletten nahm, berichtet auf diesen Kassetten, wer sie dazu getrieben hat. Quasi ihr persönlicher Abschiedsbrief, den nur eine Auswahl an Leute lesen darf. Besser gesagt, hören. Leuten, die auf einer Liste stehen und ihre eigene Seite auf den Kassetten in einer bestimmten Reihenfolge bekommen.

Jede Seite der Kassetten enthüllt eine andere Geschichte, eine andere Person, die am Tod Schuld trägt. Der Junge, der ihr den ersten Kuss gab und später behauptete, es wäre mehr gelaufen, wodurch das Gerücht entstand, Hannah wäre leicht zu haben. Das Mädchen, dass ihre einzige Freundin war und sie hängen ließ, nur, weil sie Gerüchten mehr Glauben schenkte, als ihrer Freundin. Der Junge, der aus Rache Hannahs Namen auf eine Liste setzte und ihr damit die einzige Freundin nahm. Und noch unzählige Menschen mehr, die am Suizid der Schülerin Mitschuld tragen.

Auch Clay ist auf diesen Kassetten und somit auf „der Liste“. Doch warum? Was hat er getan und an welcher Stelle taucht er auf? Während Clay die Kassetten hört, erinnert er sich permanent an die vielen kleinen Momente mit Hannah, die ihm immer wieder einfielen. Das macht ihn wahnsinnig. Doch er muss weiterhören, das ist er ihr schuldig. Sie wollte es so. Ihr letzter Wunsch.

 

Mein Endfazit

Du weißt genau, sie ist tot. Das weißt du, weil es direkt am Anfang gesagt wird; weil es im Klappentext steht. Ja, du weißt es, weil es auf dem Buchtitel steht. Trotzdem ist es so, als würdest du beim Lesen dabei zusehen, wie sie stirbt. Du unternimmst nichts, sondern hörst einfach nur zu. Sie stirbt und du kannst nichts dagegen tun.

Mich hat dieses Buch tief berührt. Zum einen, weil es mich selbst am Ende schockiert zurück gelassen hat. Zum anderen, weil auch ich einige dieser Zeichen in meiner Schulzeit, in meinem Freundeskreis … überall schon gesehen habe. Jay Asher hat es geschafft willkürliche Dinge zu nehmen, die aber jedem passieren können, die jeder sehen kann. Doch die meisten schauen weg, weil es sie nicht interessiert. Weil sie mit dem eigenen Leben so viel mehr zu tun haben, als sich auch noch um die Probleme ihres Umfelds zu beschäftigen.

Als ich in diesem Moment im Sekretariat begriff, dass niemand die Wahrheit über mein Leben kannte, wurde mein Weltbild erschüttert.

© Text: Jay Asher, „Tote Mädchen lügen nicht“ (S. 124)
Verlag: cbt, Verlagsgruppe Random House GmbH

Das Buch ist 2012 erschien und heute aktueller denn je. Mobbing an der Schule, im Internet oder auf der Arbeit. Diese Geschichte mahnt und warnt davor, einfach nur wegzuschauen. Es regt zum denken an.

Hannah Baker ist gestorben. Sie war tot, als das Buch begonnen hat. Doch die Handlung gibt einem das Gefühl, ihr beim Sterben zuzusehen. Ein wirklich aufwühlender Roman, der mich noch immer nachdenklich macht. Seit langem wieder ein Buch, dass ich nicht aus der Hand legen konnte. Absoluter Pageturner, auch, wenn es sehr seltsam ist, dass Clay es schafft in einer Nacht sieben Kassetten á zwei Seiten durchzuhören. Ich hätte es auch getan. Für Hannah.

Buchdaten

Titel: Tote Mädchen lügen nicht
Originaltitel: 13 reasons why
Autor: Jay Asher
Buchtyp: Taschenbuch
Genre: Jugendbuch
Seiten: 288
Altersempfehlung: ab 13 Jahren
Erscheinungsdatum: 08.10.2012
Verlag: cbt
ISBN: 978-3-570-30843-1
Preis (UVP): 8,99 Eur[D]

 

 

Danke.