Wie das Ende von "Once Upon a Time" mein Leben veränderte – Teil 2
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Wie das Ende von “Once Upon a Time” mein Leben veränderte – Teil 2

Willkommen zum zweiten Teil meiner Selbstfindungsphase bzw. dem Teil der den Stein dafür ins Rollen brachte (liest den ersten Teil hier). Wir waren stehengeblieben, als mir eine Freundin eine Nachricht schrieb. Zu dem Zeitpunkt hatte ich lange Zeit weder mit ihr geschrieben, noch mit ihr telefoniert. Sie meinte in der kurzen WhatsApp Nachricht lediglich, dass ich ruhig anrufen könnte, wenn ich grad Lust hätte. Mein erster Satz, als sie das Gespräch annahm: “Hey, ich glaub du hast mir gerade das Leben gerettet.” Natürlich keine Nachricht, die man so aus dem Nichts hören möchte. Und damit begann die Phase “Leide ich an Depression?”. Eines der vielen Probleme, die mit dem Ende der Serie “Once Upon A Time” losgetreten wurde.

Disclaimer

Vorab möchte ich erwähnen, dass ich immer empfehle, eine*n Therapeuten*in aufzusuchen, wenn ihr so etwas erlebt, wie ich an jenem Tag. Es gibt eine Menge Seelsorge-Telefonnummern. Sprecht immer mit Bekannten, Freunden oder Familie, wenn es euch schlecht geht. Hört zu, wenn andere euch mit diesen Themen betrauen möchten. Es ist wichtig drüber zu reden und zuzuhören. Ich habe mich bis zum heutigen Tag immer wieder Therapeuten kontaktiert bzw. eine (neue) Liste erstellt. Absagen sind immer entmutigend, aber bitte bleibt dran.Mich hat irgendwann die Muse verlassen. Dass ich das so halbwegs mit Eigentherapie überbrücke, ist nicht die Norm und ist kein gutes Beispiel. Daher bitte: Sucht euch immer Hilfe und macht das nicht mit euch selbst aus (ich weiß, dass ich an dieser Stelle ein schlechtes Beispiel bin).

Die nachfolgende Geschichte ist real. Ich weiß, dass es an mancher Stelle total surreal wirkt, aber ich glaub es mittlerweile selbst. Ich weiß, dass es so und nicht anders alles geschehen ist. Okay, genug geschwafelt. Hier nun die Story, wie das Ende der US-Serie “Once Upon A Time” mein Leben erst hat beginnen lassen. Die Geschichte werde ich in mehreren Teilen veröffentlichen.

Anfang 2019: Chaos im Kopf

Alles stürzte also auf mich ein. Ich wusste weder vor, noch zurück. Auf der Arbeit musste ich mich mehrfach krankmelden, weil ich keine Kraft hatte. Das Gefühl von glücklich sein, wirkte zunehmend befremdlich. Ich konnte nicht aufstehen, weil mir die Kraft fehlte. Es fühlte sich an, als lägen zehn Tonnen Steine auf mir. Mindestens. Ich begann mich in einer neuen Art der Isolation zu begeben. Das machte mich noch mehr krank. Ein Teufelskreis. Mir war bereits klar: Ich brauche Hilfe. Daher suchte ich zunächst Freunde, denen ich mich anvertrauen konnte. Ich weiß gar nicht, ob ich zu dem Zeitpunkt meiner Familie Bescheid gab. Als ich etwas Kraft hatte, fragte ich eine Freundin, deren psychischen Pfad ich bereits kannte. Ich holte mir Rat, wie man mit Therapeuten*innen in Kontakt tritt etc. Eine meine ersten Taten: Eine Liste erstellen. Da mir meine psychische Überlastung deutlich bewusst war, trat ich erstmals mit Therapeuten*innen in Kontakt. Bis heute hat sich von diesem ersten Versuch niemand zurückgemeldet. Das war der Moment, als ich begann, mich selbst zu therapieren.

Aufgrund dieser Mad Archer Sache beschäftigte ich mich mit LGBTQ+ Themen. Zu dem Zeitpunkt war ich immer noch der festen Überzeugung (größtenteils, weil ich es mir seit zehn Jahren einredete), A-Sexuell zu sein. Schließlich konnte ich nie Gefühle für Männer empfinden – egal, ob romantischer oder sexueller Natur. Oh boy, ich sollte mich noch wundern.

Anfang 2019: Mid-Life-Crisis

Erstmals seit einigen Jahren war ich im März 2019 wieder auf der Leipziger Buchmesse. Für gewöhnlich ist diese immer im Zeitraum meines Geburtstages. 2019 war mein 30. Geburtstag. Ich hatte seit dem 27.12.2018 so viel Angst davor eine Mid-Life-Crisis zu bekommen, dass ich eine bekam. Überraschung. Ich verstrickte mich in zu vielen Gedanken. Diese führten eben auch zu dem 03.01.2019. Ich hatte plötzlich Zweifel an meinem Leben und meiner Existenz. Aufgrund meiner emotionalen Isolation und dem “im Schrank verstecken”, isolierte ich mich auch von Menschen. Das ist mir allerdings erst heute wirklich bewusst geworden. Anfang 2019 war mir das noch nicht klar. Ich fragte mich, ob ich jemals eine Beziehung haben würde oder könnte, da mir körperliche Nähe immer die Luft zum atmen raubte. Ob ich überhaupt gut genug für irgendwem wäre, waren ebenfalls Gedanken. Es war am Ende einfach zu viel. Schlussendlich kein Wunder, dass ich zusammengebrochen war.

In dieser Phase schaute ich erneut ONCE. Ich schaute den Film “Miracle Season” in der die eine Schauspielerin von Mad Archer mitspielte. Dieser beeinflusste 2019 noch einmal auf eine andere Art und Weise (ich habe den Film mindst. 15 Mal im Jahr 2019 geschaut). Ich begann zu bereuen, dass ich ONCE so spät zu Ende geschaut hatte. Auf meiner Suche nach Mad Archer Fanvideos, fand ich per Zufall ein Interview. Es stellte sich heraus, dass es ein Panel einer Convention war. Das war mein erster Kontakt zu Conventions überhaupt. Meine Websuche ergab, dass es in Paris im Juni 2019 eine ONCE Convention geben sollte, auf der bereits die beiden Schauspielerinnen Rose Reynolds und Tiera Skovbye (die beiden, die MadArcher verkörperten) angekündigt wurden. Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, kaufte ich mir für 400 EUR ein Ticket. Wohlgemerkt nur das Ticket zum Eintritt (Spoiler: Insgesamt kostete mich dieser Trip mit Hotel, Convention und Zugfahrt knapp 1500 EUR; eine sehr teure Mid-Life-Crisis). Finanziell gesehen, eine ziemlich dumme Idee.

Frühjahr 2019: Beginn der Selbsttherapie

Die Rückmeldungen von Therapeuten*innen hielten sich in Grenzen. Immer öfter ging ich vor die Haustür und spazierte irgendwohin. Ich wollte nur nicht allein zuhause sein. In der Zeit hatte ich einige Comics gelesen, die ich dann auch auf diese Spaziergänge mitnahm. Ich schrieb wieder Tagebuch, hauptsächlich ins Handy. Mir gingen zu viele Gedanken durch den Kopf. Es war ein totales Chaos. Ich sprang von eins ins nächste Problem. Aber irgendwie drehte sich alles um dasselbe Thema. Das Aufschreiben half mir, dieses Chaos halbwegs zu kontrollieren. Im April/Mai erkannte ich, dass ich mich die letzten Jahre null mit mir beschäftigt habe, obwohl ich immer dachte, ich wäre total selbstreflektiert. Es waren immer andere Schuld, warum es mir schlecht ging. Den Schritt zu gehen, sich selbst in diesem Ausmaß zu reflektieren, wie ich es ab dem Zeitpunkt tat, war hart. Zu akzeptieren, dass irgendwas psychisch in mir kaputt ist, war dann eine komplett andere Sache.

Lange Zeit redete ich mir ein, dass ich Depression hätte oder eine Art Burnout. Und irgendwo war es das sicherlich auch. Mir wurde schlicht alles zu viel. Ich beschloss zudem auch mit Football aufzuhören (um dann kurz danach doch wieder zu spielen). Für diejenigen, die diese Tragweite nicht verstehen, hier eine kurze Erklärung. Football war seit 2015 mein Leben. Buchstäblich. Ich richtete mein Leben nach dem Training, den Spieltagen, nach allem, was mit Football zutun hatte, aus. Dabei vernachlässigte ich viele Dinge, u.a. Freundschaften. Diesen wichtigen Teil, vor allem zu jenem Zeitpunkt aufzugeben, tat weh. Es war richtig, aber es tat weh. Ich saß zuhause und vor mir lag ein Scherbenhaufen. Ein Berg voller Dinge, die geordnet werden mussten. Was ich nicht hatte, war die Kraft, dieses Chaos zu ordnen.

Frühjahr 2019: Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen.

Irgendwann kam dieser Moment, an dem das Leben mir helfen sollte. Und damit wurde es einfacher. Zunächst packte ich im März ein Schreibprojekt an, welches mir seit meiner Krise im Kopf schwirrte. Ich begann mit dem Schreiben und begann immer mehr Gefallen daran zu finden. Doch diese Chaos-Phasen wurden wieder häufiger und ich musste es pausieren. Für Mai 2019 wurde ein Buch von Ava Reed angekündigt: “Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen.” Es passte zu dem Zeitpunkt wie die Faust aufs Auge. Es kam für mich persönlich genau zu richtigen Zeit (Die Rezension findet ihr hier). Als ich das Buch durch hatte, fühlte ich mich verstanden. Ich setzte mich vermehrt für Selfcare ein: privat, online und auf der Arbeit (heute werde ich immer noch als Selfcare Queen auf der Arbeit bezeichnet).

Meine schlechten Phasen wurden weniger. Ich stürzte mich dafür wieder in Hobbys, die ich vergessen hatte. Ich drehte wieder Vlogs (ist im Übrigen wieder eingefroren), schrieb wieder mehr und begann auch wieder mehr Kontakt mit meinen Freundinnen zu haben. Obwohl ich dann auch wieder mit Football begonnen hatte, fühlte ich mich schlecht. Ich hatte 2019 so eine schlechte Trainingsbeteiligung, dass ich mich Ende 2019 in Grund und Boden geschämt hatte (aber dazu später mehr). Das Buch von Ava Reed hing mir noch eine Weile nach, ehe der nächste Wendepunkt kam. Der Punkt, der rückblickend eigentlich der größte Aha-Effekt war.

Sommer 2019: Traumtänzerin

Ich erinnere mich noch daran, dass Anfang Juni 2019 die Loveletter Convention in Berlin war. Als Begleitung fuhr ich mit nach Berlin. Man muss dazu wissen, dass ich Liebesromane hasse. Das hat sich in den letzten Jahren sehr krass entwickelt. Als Teenie hatte ich immer mal welche gelesen. In den letzten Jahren nervten mich die Klappentext á la “Sexy Anwalt mit sexy Tattoos trifft schüchternes Mädchen”. Ich wusste selbst nicht, warum. Für mich klang das alles nach demselben Einheitsbrei. In meinem Umfeld schwärmte zu viele von diesem Genre, dem ich absolut nichts abgewinnen konnte. Na ja, bis zu jener Loveletter Convention.

Unverhofft kommt oft

Am zweiten Tag konnte man mit Tickets zu bestimmten Autorinnen gehen, diese in ein Buch umtauschen und es direkt signieren lassen. Da mich alle Bücher nicht interessierten, besorgte ich für eine Freundin die Bücher. Eines davon war “Traumtänzerin” von Alicia Zett (zur Rezension hier entlang). Und ja, das Buch veränderte mein Leben. Buchstäblich. Wie auch schon Ava Reed, kam das Buch von Alicia Zett zur richtigen Zeit. Als ich die Bücher für die Freundin beisammen hatte, mussten meine Begleitung und ich noch eine halbe Stunde warten. Die Zeit überbrückte ich zunächst mit Klappentext lesen. Wie erwartet interessierte mich keines davon. Keines, ausgenommen “Traumtänzerin”.

Wendepunkt

Der Klappentext machte mich neugierig. Darin geht es um Charlie, die sich in ihre beste Freundin verliebt hat. Ich fühlte mich verstanden. So ging es mir Anfang 2010 auch. So nahm ich das Buch in die Hand und begann mit dem Lesen. Mit jeder Seite fühlte ich mich ertappt und zeitgleich verstanden. Meine Begleiterin schaute rüber und sah mich irritiert an. Sie weiß, dass Liebesromane nicht mein Genre ist und war verwirrt, warum ich das Buch so am “wegsuchten” war. Ich erinnere mich noch an den Kommentar “So, das Buch gefällt dir also?”. Sie hatte es ohne eine Erkenntnis gesagt, dennoch fühlte ich mich ertappt. Ich suchte nach einer Erklärung, die ich nicht fand. Auf der Zugfahrt zurück nach Mainz, las ich begeistert weiter. Ende Juni hatte ich das Buch durch (Witzigerweise war ich damals auch wieder in Berlin, fällt mir grad auf. Damit hat sich wohl auch der Kreis geschlossen.). Danach hatte ich eine komplett neue Frage im Kopf, die für Chaos sorgte:

Bin ich lesbisch?

To be continued

Danke, dass ihr bis hierhin durchgehalten habt. Das hier war der Teil, der den Stein erst so richtig ins Rollen brachte. Alles nachfolgende würde eine ganz andere Form der Selbstfindung hervorrufen. Wie es weiterging, erfahrt ihr in einem der nächsten Blogbeiträge (klick hier), oder auf Instagram: @secretsofrock.

Veröffentlicht von Heffa Fuzzel

Als ich 2010 mit dem Bloggen begann, war es noch für die Familie, die mein Leben in der neuen Stadt miterleben sollte. Das Studium endete 2016 und ich bin immer noch Bloggerin. 2012 bin ich unter die Buchblogs gegangen. Mittlerweile gibt es auf meinem Blog nicht nur Bücher, sondern auf Filme, Serien und andere Dinge, die mich im Leben bewegen. Seit einigen Jahren bin ich verstärkt in der Sapphic Bubble unterwegs und konsumiere hier die verschiedenen Geschichten.

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