Der Ewige Streit: Follower vs Reichweite – Meine Gedanken

In dieser Woche gab es in der Buch-Bubble mal wieder einen RIESIGEN Aufschrei, als die neuen Richtlinien der Frankfurter Buchmesse für 2021 veröffentlicht wurden[1]. Mittlerweile gab es seitens der Buchmesse auch eine Stellungnahme[2] zu dem Thema. Soweit alles wieder gut? Nö. Denn damit wurde mal wieder diese Diskussion zwischen Follower und Reichweite entfacht, die mich seit fast 10 Jahren nervt. Wie wir auf Twitter sagen würden: Es folgt ein Thread.
Vor fast einem Jahrzehnt – als die Buchblog Szene so langsam ihr „Coming Out“ hatte und sich ins Internet verlagerte, um so mit anderen buchbegeisterten Menschen zu kommunizieren – kamen vor allem Verlage auf die Idee der Selektion für Rezensionsexemplare. Was auch, allein aus wirtschaftlicher Sicht, absolut sinnvoll ist, zu selektieren. Allerdings war auch hier schon das große Problem, dass nach „Google Friend Follower“ gegangen wurde, als einer sichtbaren „Follower“/“Abo“-Größe. Als Wordpres Userin war ich dadurch immer benachteiligt, gegenüber Blogspot-User*innen, denn ich hätte dieses Widget nicht, weil es für Google-Nutzer*innen exklusiv war.
Schon damals wurde mehr Wert auf die Höhe dieser Abos gelegt, statt die Klickzahlen bzw. Reichweite des Blogs. Hohe Abo-Zahlen heißen aber nicht, dass man automatisch eine hohe Reichweite hat. Die Kombination macht den Unterschied.
Was bedeutet „Reichweite“?
Doch was genau bedeutet nun „Reichweite“ und was ist der große Unterschied zu Follower-Zahlen? Dazu müssen wir einen kleinen Blick rüber in den Bereich Online-Marketing machen. vereinfacht zusammengefasst meint man mit der Reichweite die Zahl an Menschen, die z.B. ein Beitrag erreicht hat und dieser zusätzlich zu einer Interaktion (Likes, Kommentar, Teilen etc.) animiert hat. Je nachdem gibt es verschiedene Berechnungen und Gewichtungen. In den Quellen habe ich dazu unter [3], [4] einige Links gepostet, die Reichweite im Detail erklären.
Grundsätzlich sollte aber im Social Media Bereich der Fokus eher auf die Reichweite in Kombi mit Follower-Zahlen und zusätzlich die Wichtigkeit des Contents liegen, statt ausschließlich auf die Follower zu achten. Man sagt, dass eine Reichweite von etwa 10% der Follower eine sehr gute Reichweite wäre. Das würde sich dann ungefähr so berechnen, wenn man allein auf die Follower und Likes schaut:
Der Account Y hat 100 Follower und im Schnitt 40 Likes auf den Beiträgen. Damit hätte dieser Account eine Reichweite von etwa 40%.
Account Z hat 10.000 Follower und im Schnitt 800 Likes auf den Beiträgen. Damit hätte dieser Account eine Reichweite von etwa 8%.
Das Thema Reichweite und Engagement Rate ist ein hochkomplexes Thema. Das Online-Tool, zum automatischen veröffentlichen von Instagram Posts und Stories, LATER, hatte dazu einen sehr interessanten Blogbeitrag[5], wie die Engagement Rate berechnet werden kann (mit mehreren Methoden).
Follower vs Reichweite einfach erklärt
Ganz ehrlich: Mir werden entweder Accounts super selten angezeigt, ich habe sie bewusst verstummen lassen (folge ihnen bewusst noch) oder andere Faktoren grätschen rein. Und schon hat ein 2500+ Account keine Reichweite von 250+, sondern vielleicht nur noch 100. Ja, Follower sind wichtig, aber eben nicht als alleiniges Merkmal, sondern in Kombination mit anderen Faktoren. Nur so lässt sich der Erfolg eines Social Media Kanals berechnen. Und das gilt für jede Plattform anders.
Oder anders ausgedrückt:
„Sie sagen: Du brauchst x Follower.
Das wäre wie, wenn man sagt: Es zählt im Fernsehen nicht die Einschaltquote, sondern, wie viele Menschen einen Fernseher besitzen. Klar, es ist super, wenn sehr viele Menschen einen Fernseher haben, aber wenn niemand davon dein Programm schaut, bringt es dir nichts.“
— Heffa Fuzzel, 05.09.2020